Habe ein paar Sachen aus dem Gedächtnis und Unterlagen gekramt, ich würde davon nichts in einer Hausarbeit benutzen (weil fehlende Quellen), aber für unsere Zwecke sollte es ausreichen. Hoffe, es ist halbwegs übersichtlich.
Was sind Rituale?
Wiederholbare Handlungen, die standarisiert entweder bewusst oder unbewusst durchgeführt werden. Sie sind identitätsstiftend und geben psychologische Sicherheit. Häufig sind die auszuführenden Handlungen bis ins Detail ausgelegt und müssen zur Gelingung der Zeremonie in exakt dieser Weise ausgeführt werden.
Welche Form von Ritualen gibt es im römischen Kontext?
- Jahreszeitliche Rituale (z.B. Bitten/Opferungen für Fruchtbarkeit des Viehs, der Frau, des Bodens oder zur Vorhersagung selbiger)
- Übergangsritual (z.B. vom Jungen zum Mann, von Mädchen zur Frau (findet direkt vor der Hochzeit statt), zur Annahme eines bestimmten Amtes)
- Institutionsrituale (z.B. zum Beschluss neuer Gesetze, Verkündigungen, Triumphzug)
- Sonstiges (z.B. Heilung, Orakel)
Diese Rituale können a) privat oder b) öffentlich durchgeführt werden. Jahreszeitliche und Übergangsrituale können sowohl als auch, Institutionsrituale werden immer öffentlich durchgeführt.
Sonderformen: Zeremonien und Feiern
Feiern sind ein geselliges Zusammentreffen und erhöhen profane Handlungen (Essen, Trinken, Tanzen, etc.) zu einem Götterdienst (z.B. im Namen Demeters als Dank für eine gute Ernte, etc.).
Falls wir hier ein bisschen ins Altgriechische wollen, könnten wir das Ganze ἑορτή (heortē) nennen. Das bedeutet wortwörtlich "Liebeserweis an die Gottheit". Wichtig hierbei ist, dass eine Feier kein sinnloses Besäufnis ist, sondern eine greifbare religiös-soziale Rolle spielt. Nicht zu allen Feiern wird jedermann eingeladen (z.B. Frauenrituale zur Schwangerschaft oder auch die Lupercalien, Beerdigungen, Hochzeiten,..) und häufig haben sie Bestandteile wie Tanz, Theateraufführungen, Prozessionen oder auch Wettkämpfe.
Feiern können, müssen aber nicht, zu bestimmten Terminen im Jahr stattfinden (z.B. Nationalfeiertage).
Während Feiern können auch Zeremonien stattfinden. Prinzipiell bedeutet Zeremonie dasselbe wie Feier, bezeichnet aber einen bestimmten Abschnitt derselben. Zeremonien laufen nach einem bestimmten Protokoll in immer selber Reihenfolge (sprich: ritualisiert) ab. Diese Handlungen sind symbolträchtig. Sie können sowohl privat als auch öffentlich stattfinden. Rein prinzipiell gibt es sowohl weltliche als auch sakrale Zeremonien (das Einschwören eines Politikers ist eine weltliche Handlung, hat aber z.B. sakrale Anteile, sobald er auf einen Glaubenstext schwört).
Kurz: Eine Feier ist der generelle Rahmen, eine Zeremonie die eigentliche ritualisierte Handlung.
Im römischen Umfeld war es unmöglich, eine politische Entscheidung ohne religiöse Elemente zu treffen. Durch Orakelsprüche oder Vogelschau wurden günstige Omen bestimmt oder der Ausgang vorhergesagt, Politiker wurden immer von Priestern in ihr Amt gehoben und mussten auf die Götter schwören.
Hier würde ich insofern einen Abstrich machen, dass es zwar in den Kolonien üblich ist auf irgendeinen Glaubenstext zu schwören - es aber nicht zwingend notwendig ist. Es sollte jedoch durchaus ein Zeichen sein, wenn ein Politiker dies nicht tut (z.B. weil er Atheist ist).
Ein gutes Beispiel hierfür ist die "Vota" in Rom. Hierbei werden zu Anfang des Jahres Gelübde gesprochen, die sich auf die alten Amtsträger beziehen und somit gleichzeitig die neuen einweihen. Gleichzeitig fanden Opferhandlungen statt. Diese waren streng hierarchisch geordnet - sowohl in der Anordnung der Zuschauer, als auch wer was wann zu opfern hat/opfern darf.
Opferhandlungen
Prinzipiell gilt: Je größer der Wunsch, desto größer muss die Opfergabe sein. Gleichzeitig waren Opfer jedoch durch sozialen Stand begrenzt (z.B. Reichtum, Geschlecht, Herkunft).
Opfergaben können sowohl tierisch (Blut, Eingeweide, ganze Tiere) sein. Davon würde ich für TC als sehr archaisch absehen. Stattdessen sollten vielleicht eher Symbole geopfert werden, die dies darstellen (z.B. statt einer Taube die Feder einer solchen oder das Bild einer Taube) als auch pflanzlich sein (Pflanzenteile, Säfte, etc.). Andere gegenständliche Opfergaben (z.B. wertvoller Stoff, Metalle) kamen ebenfalls vor, empfinde ich für unsere Zwecke aber wieder als sehr unpraktisch.
Generell würde ich Kerzen und Räucherstäbchen/-kegel als die modernen Opfergaben ansehen. Sie entsprechen einer modernen, schnelllebigen Kultur, lassen sich aber einfach erwerben und nehmen nicht viel Platz weg. Wünsche könnten z.B. auf Zettel geschrieben und verbrannt werden.
Eine andere Möglichkeit wären Schwüre ("Wenn du mir hilfst, dann werde ich nie wieder lügen"). Diese Art von Tauschhandel kam auch im antiken Rom vor und wurde sehr ernst genommen. Schwurbrüchige wurden schwer bestraft.
Das wären soweit meine ersten flüchtigen Gedanken. Ideen? Vorschläge? Anmerkungen? Weiterer Informationsbedarf?