Beiträge von Horned Owl

    079.04857, New Caprica

    (rund drei Wochen nach TC 14)


    Regen.


    Das Zeltdach ist undicht. Das Geräusch, das der untergestellte Eimer bei jedem Tropfen macht, macht es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Draußen hasten Menschen vorbei, um aus der Nässe zu kommen.


    Ich schiebe die Liste mit den durchweichten Ecken weg und versuche nicht daran zu denken, dass ich meine Teeration selbst mit strengster Disziplin nicht auf den Rest des Monats strecken kann. Ich bin müde. Wie von selbst greifen die Hände nach einem neuen Blatt. Die Maschine an meiner Hüfte zischt leise. Leben, sagt sie. Leben. Leben. Leben. Die Cylonen haben sie mir gegeben.


    Die Zeltklappe geht auf. Ich blicke nicht hoch.


    „Aristides.“


    Ich grunze zur Antwort. Sprechen schmerzt, in vielerlei Hinsicht. Die Maschine seufzt vorwurfsvoll, als ich mich aufsetze. Beim Ausatmen vibrieren die dünnen Plastikschläuche, die von dem kleinen Ding zu meiner Nase laufen.



    Einsachtundneunzig, schwer, eine breite orange Fläche, so habe ich Hector Harkness in Erinnerung. Immer orange, erst im Sträflingsoverall auf dem Schürfer Terpsichoré, dann als Deckhand auf der Acheron. Im grauen Drillich wirkt er schmaler. Das Zelt zwingt ihn, den Rücken krumm zu machen, und die drohende Pose, die er einnehmen wollte, verkommt zu einer unfreiwilligen Parodie. Sein nasses Haar tropft auf meine Liste.


    „Hark“, flüstere ich. Es kommt heiser heraus, rauh, und es tut weh. Der heiße Dampf in Iasons Reaktor hat mir Hals, Lunge und Stimmbänder zu einer widerwilligen Masse zerkocht, die mir nur ungern gehorcht.


    „Warum?“ Das Wort bricht aus ihm heraus. Ich höre teilnahmslos zu. Mustere den Schraubenschlüssel in seiner Hand. Es ist ein großer Schraubenschlüssel. Einer von der Sorte, mit der man Leuten Schienbeine bricht.


    Ich schaue ihn an, Müdigkeit gegen Wut. Er sieht zuerst weg. Die Hand mit dem Schlüssel senkt sich.



    „Tidy“. Das ist unfair. Mein Spitzname auf der Terpsie, dem Seelenverkäufer, wo wir gemeinsam unsere Strafe hätten abdienen sollen. Der Name beschwört Kameradschaft, den Schwur, wir würden uns alle gegenseitig beschützen, trotz sadistischen Aufsehern, Knochenarbeit und allen Versuchen des uralten Schiffs, uns umzubringen. Die geplatzte Leitung, die Hector mit den verbrühten Händen von mir weggerissen hat. Den Mikrometeor, der die kleine Mandy in ihrem Quartier hat dekomprimieren lassen. Wir waren Brüder und Schwestern, die aufeinander aufpassten.


    „Warum, Tidy? Du hast uns zusammengehalten. Wir haben überlebt. Warum gibst du auf?“ Er wird lauter, als klug ist, hier in einem Zelt mit dünnen Wänden. „Warum verrätst du uns?“ Der Schraubenschlüssel schwingt hin und her, als sei auch er Teil von seiner ziellosen Wut.



    Ich und die Maschine seufzen gleichzeitig. Ich flüstere schmerzhaft, „Weißt du was, Crewman Harkness? Ich habe niemanden verraten. Omega weiß von uns und dem Schwur und was wir einander bedeuten. Diana hat es ihr gesagt, als die Sicherheit sie mitgenommen hat. Sie hatte immer solche Angst vor den Schmerzen. Wenn Du mit diesem Ding“ - ich deute auf den Schraubenschlüssel - „den falschen Kopf einschlägst, ist Ryback nicht so dumm, das an Dir auszulassen. Die Cylonen sind keine Gefahr für uns. Du bist es.“


    Er starrt mich wütend an, aber hinter seiner Stirn arbeitet es.


    Die Maschine zischt ihn an wie eine wütende Schlange, und ich komme in Fahrt. Das Flüstern reißt mir fast den Hals auf. „Weißt du, ich wollte immer einfach nur leben. Warum ich auf Canceron Drogenkurier wurde? Es gab keine andere Arbeit. Weil da schon überall genau das war, was Omega uns austreiben will. Verbrecher hatten in den Städten das Sagen, hatten die ganze Welt im Griff, und nur ein paar Träumer wie meine Eltern in Lethe haben sich abgesetzt. Zu was für einem Preis? Kein Trideo, kein Kontakt, ein paar armselige Felder, und wenn mal jemand krank wurde, wars das. Du wurdest entweder gesund oder nicht. Warum? Weil sie sich von der Gesellschaft abgewendet haben, und das heißt, sie hatten keinen Arzt. Also ging ich in die Stadt und arbeitete für Verbrecher, weil ich leben wollte und nicht vegetieren.


    Dann kam die Verurteilung und die Strafarbeit auf der Terpsichoré. Wir haben wieder für Verbrecher gearbeitet, nur diesmal welche mit Regierungskontrakt. Du weißt, wie es war, und wenn du jetzt romantisch daran zurückdenkst, lass dir ein paar Sachen ins Gedächtnis rufen. Wir waren Material, das man verheizt hat. Jeremys Zusammenbruch? Wie er auf dem Boden lag, und sie uns ihn haben prügeln lassen? Erinnerst du daran, wie die Mädchen mit den Aufsehern mitgegangen sind, damit sie uns die Luft wieder anstellten? Lanie ist sehr still geworden danach.“



    Meine Stimme ist fast unhörbar geworden, und mein Hals brennt wie Säure. „Und dann die Acheron. Befehl und Gehorsam. Sie haben uns sinnlos quer durch den Spiralarm gepeitscht, ohne irgend ein Ziel. Wenn jemand aufbegehrt hat: Brig, Strafe, Anschreien. Weil sie keinen Widerspruch ertragen haben. Die selben Verbrecher. Ja, ich arbeite jetzt für die Verwaltung. Weil Omega dafür sorgen will, dass den Menschen dieser Mist ausgetrieben wird. Das Ausnutzen, die Vorstellung, dass man Menschen als Material verheizen kann.“


    Ich kann Harkness nicht mehr ansehen. Was ich tun werde, lastet mir auf den Schultern wie das Stück Reaktor, unter dem mich der Marine hervorgezerrt hat.


    „Hark, ich habe nie gelebt. Ich will leben. Es tut mir leid.“


    Der Schraubenschlüssel pendelt unschlüssig hin und her.


    „Sie haben mir dieses Ding gegeben.“ Ich klopfe auf die Maschine. „Ich bin dankbar. Ohne das wäre ich in ein paar Tagen tot. Ich wäre euch da draußen im Wald keine Hilfe.“ Ich hebe die Hand, um Harkness´ Ausbruch zu ersticken. „Ja, ich weiß, was ihr vorhabt. Diana hat es mir gesagt. Denk dran, dass du nicht allein dich gefährdest. Ich versuche, Lanie und Diana und Mort am Leben zu halten. Und Dianas Ungeborenes. Wenn du dich absetzt, sind sie morgen in Rybacks Mangel. Das ist dann auf deinem Gewissen, Hark. Und auf meinem, wenn ich es zulasse. Also lasse ich es nicht zu.“



    Seine Augen sind plötzlich scharf, mit einem Ausdruck, der mir nicht gefällt. Er misst die Entfernung ab, schaut, ob der Tisch zwischen uns ein Hindernis ist. Ich seufze, und die Maschine stimmt ein.


    Hinter mir öffnet sich die Zeltinnenwand. Ein rotes Licht fällt auf Harkness´ Gesicht, wandert nach links, nach rechts, wieder nach links. Ich höre das leise Surren von Servos.



    Ich bin so müde.

    Es kann eine Menge passieren. Kann sein, das gelandete Schiff wird von Centurions besetzt, und wir müssen erstmal draußen einen Guerillakrieg führen und dann die Iason Raum für Raum zurückerobern. Vielleicht gibts einen Riss quer durchs Schiff (sagt man in der vakuumtrockenen Marine auch dwars?), und wir sind von unseren Waffen getrennt und müssen zusehen, wie wir mit dem improvisieren, was wir haben (oh, das wäre spannend). Vielleicht hält sich die ganze Zeit niemand im MARDET auf außer blonden Frauen in roten Kleidchen. Wir werden sehen, wenn wir´s sehen.

    So praktisch die Waffenkammer neben dem MARDET sein mag: manchmal ist "unpraktisch" im Sinne des Spiels und durchaus beabsichtigt. Ich erinnere mich an eine Folge der BSG-Serie, wo Centurions die Galactica geentert haben und sich eine Gruppe Piloten, Marines und Zivilisten bis zur Waffenkammer durchschlagen mussten. Eine Menge Spannung und Action, die es nicht gegeben hätte, wären die Explosivgeschosse für die Seitenwaffen direkt in Griffweite gewesen.


    Ich erinnere mich auch an meine alte Kompanie, wo man von den Dienststuben aus zur Waffenkammer auch zwei laaange Korridore und vier Treppen steigen musste, weil: im Keller und von extra viel Beton umgeben. Der VersUffz war dort ein sehr einsamer Mann.


    Gut, wir waren auch Fernmelder; gegebenenfalls zieht der Jäger oder Marineinfanterist ja die unmittelbare Nähe explosiver Stoffe vor, schätzt sie sogar als Aphrodisiakum... oder so.

    So, ich hab die entsprechenden Bilder ausgewählt. Jan und Solan: ich hab euch jetzt doch jeweils mit einem Bild mit drin. Schaut mal nach, ob es für euch OK ist.


    Ich würde mich freuen, wenn ihr die Bilder einmal durchschauen und euch bei mir melden könntet - gebt mir bitte die Nummern der Bilder an, auf denen ihr abgebildet seid, und jeweils den Vermerk GENEHMIGT oder NICHT GENEHMIGT. Ohne die ausdrückliche Genehmigung der Abgebildeten wird keines der Bilder veröffentlicht.


    Die ausgewählten Fotos findet ihr hier:

    https://www.dropbox.com/sh/8ep…SKg4cSR9Fj1N7mSzSfna?dl=0


    Es sind noch vier Bilder mit dabei, die nicht von mir sind (sie stammen von früheren Cons hier in der Galerie), die ich aber gerne mit verwenden würde. Deshalb wäre ich froh, wenn mir die Orga dazu die Erlaubnis gäbe.

    Als CPL Nalim sich (in-play) darüber ausgekotzt hat, dass Du immer noch den Terminkalender des CO führtest und sie plötzlich eure Telefonistin war, musste ich lachen, weil die Situation so absurd war - aber unentbehrlich ist, wer sich unentbehrlich macht. ^^