Beiträge von Tychos Raynor

    261.04857, Wälder nahe der Iason-Absturzstelle
    (ca. 7 Monate nach Conende)


    Es regnete wieder einmal in Neu Caprica. Regen… Dieser Mond hatte anscheinend Lust daran es den Menschen, die sich hier „angesiedelt“ hatten, schwer zu machen. Es war bereits einige Monate her, seitdem der XO mit einigen freiwilligen der Iason-Crew in den Untergrund abgetaucht war. Sie hatten immer wieder die neue Siedlung beobachtet und die gemischten Patrouillen aus Ares 7, Centurios und übergelaufenen Flottenmitgliedern ausgespäht. Es waren recht einfache Muster hinter den Abläufen. Aufpassen mussten sie eigentlich nur, wenn wieder einmal Lieutenant Ryback mit patrouillierte. Sie verhielt sich schlauer als die anderen und das war gefährlich.


    Ryback… Wenn Tychos den Namen nur hörte, kam ihm schon die Galle hoch. War sie doch mitverantwortlich, am vermeintlichen Tod seiner Frau Skye. In den chaotischen Anfängen Neu Capricas hatte sie sich noch wie immer liebevoll um ihre Patienten gekümmert. Nebenbei hatte sie den Widerstand noch mit Informationen und Medikamenten unterstützen können. Doch vor etwa einem Monat war damit Schluss. Skye flog auf, als sie glaubte in einem unbeobachteten Moment einige Antibiotika an die Seite schaffen zu können. Jedoch hat Ryback das zufällig gesehen und musste es gleich an die große Glocke hängen. Sie hätte es einfach übersehen können, dachte sich Raynor oft, aber nein, sie hat Skye festgenommen und daraufhin ist sie verschwunden. Er wusste nicht, ob sie bereits tot ist oder ob sie immer noch in einem der Internierungslager festgehalten und gefoltert würde. Da Tychos Skye noch immer liebte, wünschte er ihr, dass sie keine Folter ertragen müsse. Andererseits war sie das einzige was ihm geblieben war. Bei dem Genozid haben die beiden bereits ihre Kinder Jim und Sarah verloren. Danach trugen Skye und Tychos immer das gleiche Bild von den beiden Kindern bei sich. Es schmerzte jedes Mal, sie anzusehen. Seitdem hatte Tychos einen unbändigen Hass auf die Zylonen entwickelt. Er würde am liebsten jeden einzelnen Toaster ins Jenseits befördern. Die einzige, die ihn oft davon abgehalten hat, jeden Toaster sofort zu töten - egal ob menschlich oder ein Centurio – war die vernünftigere Skye. Sie wurde ebenfalls von ihrer Trauer zerfressen, allerdings konnte sie den Schmerz besser unterdrücken, als Tychos.


    Wenn Skye es nicht mehr geben würde, wer würde Tychos zurückhalten können?


    In ihm stieg schon wieder der pure Hass empor.


    -


    Heute war Raynor mehr oder weniger auf eigene Faust unterwegs. Sein Sturmgewehr hatte er auf dem Rücken und beobachtete, wie eine Patrouille aus zwei Centurios und einem Ares 7 Soldaten sich zu einem getarnten Häuschen begaben. Hatten die Zylonen hier vielleicht eines ihrer geheimen Waffenlager? Oder wurden hier vielleicht Menschen hin deportiert. Zu der letzten Annahme passte es jedoch nicht, dass es immer ruhig war. Normalerweise lies Omega ihre „fröhlichen“ neuen Siedler doch foltern, wenn sie nicht so spurten, wie sie es gerne hätte.


    Omega… Noch so ein Toaster, den Tychos am liebsten bei der erstbesten Gelegenheit das Licht ausschalten würde. Er hatte bereits die Gelegenheit gehabt, jedoch erinnerte er sich daran, was mit den ganzen Menschen passieren würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Vermutlich würden die Centurios alles niedermetzeln. So wie die Zylonen es immer machen… Also hat er nicht abgedrückt, als er die Gelegenheit hatte.


    Er wartete einige Minuten, bis die Patrouille an dem Häuschen vorbei gegangen war. Sie waren auch einmal kurz drin um dort nach dem Rechten zu schauen. Nach ca. 20 Minuten war die Patrouille schon lange außer Sichtweite und Tychos konnte sich ein Bild davon machen, was in diesem Häuschen sein könnte. Vorsichtig näherte er sich. Womöglich gab es noch Fallen oder eine Art Alarmanlage. Er schaute vorsichtig durch ein Fenster und konnte dort einen kleinen Tisch und zwei Stühle sehen, die gegenüber positioniert waren. Als er sich sicher war, dass er keine Fallen oder Alarme auslösen würde, begab er sich ins Innere. Zu seiner Überraschung war das Häuschen fast leer. Es gab zwei kleinere Räume auf der linken Seite des Einganges, einen kleinen Flur und den auf der rechten Seite des Einganges den Raum, den er bereits durch das Fenster gesehen hatte. In einem Raum war eine Zelle. Es war ein Bett, ein Stuhl und ein Topf darin. Letzterer war wohl für die Notdurft gedacht, zumindest stank es erbärmlich, als wäre dieser seit Wochen nicht geleert worden.


    In dem Raum hinter der Zelle befand sich eine Liege mit Riemen zum festschnallen und ein Tisch mit diversem Folterwerkzeug. Hier würden also die Dissidenten dazu „überredet“ Omega zu folgen. Oder sie würden einfach nur qualvoll getötet um andere damit zu brechen. Vielleicht würden hier auch Informationen erlangt. In diesem Augenblick kam Raynor eine Idee. Vielleicht gibt es hier auch Hinweise, die helfen könnten die „Sklaven“ von Neu Caprica von Omegas Joch zu befreien. Er schaute nochmal in den Raum mit dem Tisch und den Stühlen. Er wurde fündig. Ein kleiner Schrank, wie eine Art Nachtschrank stand an der Wand zum Fenster hin. Diesen konnte er von außen kaum gesehen haben können. Er machte ihn auf und fand einige Dokumente darin. Er nahm diese Dokumente, verstaute sie hastig in seinem Rucksack und holte danach noch eine Sprengladung heraus. Es war eine behelfsmäßige Sprengvorrichtung, aber sie tat ihren Zweck. Er platzierte sie so, dass sie maximalen Schaden anrichten würde. Er hoffte, dass sie nicht gefunden würde, ehe er die Möglichkeit gehabt hat, diese gegen diese Toaster und deren Verbündete einzusetzen.


    Als er die Sprengvorrichtung platziert hatte, hörte er ein Geräusch. Vielleicht war es nur ein Tier, aber er sollte sich schnellstmöglich aus dem Staub machen. Er lugte durch die Tür und sah eine weitere Patrouille aus zwei Centurios und zwei Handlangern. Diesmal war kein Ares 7 Soldat dabei. Es schienen zwei Verräter aus der Flotte zu sein. Um dieses Pack würde es ihm auch nicht leid tun, denn sie sind genauso verantwortlich für die Situation, wie Ares 7 und Omega. Sie haben die Menschheit verraten und verdienen mit diesem Hochverrat den Tod.


    Als diese gerade nicht in Richtung der Hütte sahen, konnte er aus dem Häuschen entkommen. Er versteckte sich etwa 50 Meter weiter im Dickicht des Waldes und wartete ab, bis die Patrouille das Häuschen betrat.


    ‚Jetzt‘, dachte er sich und drückte den Zünder.


    Ein lauter Knall war zu hören.


    Der vordere Teil des Häuschens war nicht mehr. Einer der Verräter lag etwa 10 Meter vor dem Haus und der andere hatte die Sprengladung wohl nicht in einem Stück überlebt. Die beiden Centurios, vielmehr deren Überreste lagen/standen noch hinter dem Punkt, wo vorher die Tür war.


    Er schaute an der Leiche des Verräters noch kurz, ob es etwas zu plündern gab, aber bis auf ein volles Ersatzmagazin war nichts brauchbares mehr dabei.


    ‚Das wird einige Zeit dauern, bis hier jemand nachschaut.‘


    Seit langem konnte man bei Tychos ein leichtes Lächeln erkennen. Schade nur, dass niemand da war, der das hätte bezeugen können.


    Zufrieden schlich Tychos zurück zum Lager. Immer darauf bedacht, dass ihm niemand folgt.


    ‚Zwei Toaster und zwei übergelaufene Sklaventreiber weniger‘…